Wie bist du zu ERICH JAEGER gekommen?

Ich habe mit einer Ausbildung hier angefangen und mich ganz klassisch über eine Stellenausschreibung beim Arbeitsamt beworben. Ich hatte sechs Bewerbungen für komplett verschiedene Berufe geschrieben und wurde letztendlich von ERICH JAEGER zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Waren die anderen Bewerbungen auch im Ingenieursbereich?

Nein, gar nicht. Das war mehr im kreativen Bereich, wie zum Beispiel Grafikdesign, Schauwerbegestalter. Ich konnte mir am Anfang unter „technische Zeichnerin“ gar nichts vorstellen. Mir war gar nicht bewusst, dass das so technisch ist und so viel mit Physik und Mathe zu tun hat – darin war ich in der Schule nie gut. Meine Mutter ist bald wahnsinnig geworden. Sie dachte: „Um Gottes Willen, jetzt macht das Kind eine technische Ausbildung und hat nie irgendwas mit Technik zu tun gehabt.“ Aber ich habe mich da einfach ins kalte Wasser geworfen. Das ging gut und hat mir Spaß gemacht.

Hast du während deiner Ausbildung die gleichen Sorgen wie deine Mutter gehabt?

Nein, komischerweise gar nicht. Ich hatte den Ehrgeiz, es zu machen und zu schaffen. Es hat mir auch echt viel Spaß gemacht. Die ersten drei Monate ging es viel um Zeichnen. Ich habe noch mit der Hand am Zeichenbrett gestanden und Grundkonstruktionen gelernt: Wie zeichne ich ein Dreieck oder eine Tangente an einen Kreis? Diese Anfangszeit war sehr intensiv aber auch total wichtig, um die Hemmschwelle gegenüber dem ganzen technischen Inhalt zu überwinden. In der Berufsschule war es dann noch theoretischer, aber das hat mir irgendwie gelegen.

Wo kam denn diese Hemmschwelle her? Hast Du das Gefühl, dass sie in der Schulzeit unnötig aufgebaut wird – gerade bei naturwissenschaftlichen Fächern?

Total. Das war früher noch viel seltener so als heute, dass man als Mädchen einen technischen Beruf ausübt. Ich war 16 als ich angefangen habe. Und als 16-jähriges Mädchen war ich echt eine Außenseiterin, oder eher eine Seltenheit.

Hast du dich in der Ausbildung auch als Außenseiterin gefühlt? Oder hat sich das Bild, was du durch die Schulzeit im Kopf hattest, gar nicht bestätigt?

Es hat sich insofern bestätigt, als dass ich in der Berufsschule die einzige Frau in der Klasse war. Es war eine totale Männerdomäne. Wir waren zusammen mit Industriemechanikern im ersten Jahr. Dieser Bereich ist auch sehr männerlastig. Aber auch hier im Betrieb, bei meinem Praktikum zum Werkzeugbau, konnte man mit einem Mädel nicht so richtig was anfangen. Da gab es schon auch Vorurteile. Allerdings hat mich das eher herausfordert und ich habe noch mehr Ehrgeiz entwickelt. Am Ende kann sich jeder nur über Leistung beweisen und diese Herausforderung hat mir in dem Moment ganz gutgetan.

Eine Herausforderung nicht nur für dich, sondern damals auch für das Unternehmen und die Berufsschule…

Ich hatte eine gute Vorreiterin, meine Ausbilderin. Sie hat damals meine Ausbildung geleitet und ist auch heute noch da. Sie war immer eine Verfechterin von „Das können Frauen genauso, und warum auch nicht“. Sie war auch ein bisschen mein Vorbild und mein Ansporn – wenn sie es kann, kann ich es auch. Ich habe das Thema hier aber nie als Problem wahrgenommen. Es war eher für alle angenehm, dass endlich mal eine Frau dabei war.

Wie war es für dich bereits zu Beginn der Ausbildung Verantwortung als Projektleiterin zu tragen?

Ich habe schnell gemerkt, dass Projektleitung mein Ding ist, und ERICH JAEGER hat mich auch machen lassen. Ich habe dann mit einem Kollegen zusammengearbeitet und das hat Erfolge gezeigt.

Nach dem erfolgreichen Abschluss deiner Ausbildung standest du als Betreuerin für Azubis dann auf der anderen Seite. Was hat dir dieser Perspektivwechsel gezeigt?

Der Perspektivwechsel war gar nicht so präsent. Am Ende meiner Ausbildung war ich bereits mittendrin und sehr involviert in das Tagesgeschäft. Als Betreuerin hat es sich dann nicht mehr angefühlt, als sei ich auf „der anderen Seite“.

2007 hast du eine 4-jährige Weiterbildung zur Technikerin für allgemeinen Maschinenbau und Automatisierungstechnik erfolgreich absolviert. Inwiefern konntest du profitieren?

Es war vor allem die Herausforderung, mich vier Jahre berufsbegleitend weiterzubilden, von der ich profitiert habe. Freitags abends, samstags und einen weiteren Tag in der Woche lernen und Klausuren schreiben – alles neben der Arbeit. Ich habe zwar den allgemeinen technischen Hintergrund vertieft, allerdings wusste ich bereits vor der Weiterbildung, dass ich in Richtung Projektmanagement gehen will. Profitiert habe ich dann von dem persönlichen Erfolgserlebnis und von der Bestätigung, die die Weiterbildung mit sich brachte. Genauso wie Selbstvertrauen, Zeitmanagement und Führungskompetenzen. ERICH JAEGER hat mich dabei sehr unterstützt und ist mir entgegengekommen, wenn ich meine Stunden mal nicht ganz geschafft habe. Bei Prüfungstagen habe ich zum Beispiel Sonderurlaub bekommen.

Welche Verantwortungen hast du bei ERICH JAEGER seit der ersten Weiterbildung 2007 übernommen?

Nach der Weiterbildung kamen die großen, internationalen Projekte, die mit allen Werken und mit A-Kunden zu tun haben. In denen habe ich die Projektleitung übernommen und das mache ich bis heute. Das war eine ganz andere Nummer, aber eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Bei ERICH JAEGER ist es oft so, dass man sich selbstständig in komplett neue Inhalte einarbeiten muss, mit denen man vorher noch nie Kontakt hatte. Man bekommt das Vertrauen, arbeitet sich ein, und hat die Möglichkeit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Das find ich bis heute das Gute an der Arbeit hier.

Du durftest in der zweiten Weiterbildung 2011/2012 die technische Entwicklung von einer wirtschaftlichen Perspektive betrachten. Was sind deine wichtigsten Erkenntnisse?

Durch die Weiterbildung habe ich den Beruf aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet. Es ging viel um Kalkulationen und Kostenanalysen, betriebliche Geschäftsbeziehungen und Firmenstrukturen. Das hat mir in der täglichen Arbeit vor allem bei Produktpreis- und Produktionskostenkalkulationen geholfen, da ich nun das Hintergrundwissen verstärken konnte. Danach wurde ich für ein Jahr einmal die Woche für ein Sonderprojekt in den Einkauf abgestellt zur Kostenanalyse von bestehenden Teilen.

Was macht dir an deinem Beruf am meisten Spaß?

Das Organisieren und Strukturieren von komplexen Sachverhalten. Das heißt, das Chaos am Anfang eines Projektes in die richtigen Bahnen zu bringen, To-Do-Listen abzuleiten und Aufgabenpakete zu schnüren. Das Interesse hat sich bereits in der Ausbildung herauskristallisiert und wurde seitdem hier aktiv gefördert.

Dein Ratschlag für Berufseinsteiger:innen allgemein und die, die eine Karriere bei ERICH JAEGER anstreben?

Sei neugierig und lass dich auf neue, ungekannte Sachen ein. Zeige Engagement – gerade hier wird das anerkannt und belohnt. Wenn du zeigst, dass du „Bock“ hast, dann kommst du hier auch vorwärts. Und, ganz wichtig: lasse dich nicht von Vorurteilen abschrecken! Gerade als junger Mensch, wenn man noch nicht richtig weiß, was man machen will: einfach machen und schauen, was daraus wird.